Buddha Geburtsort

20111020.114103.IMG_7942Nach einem ereignislosen Tag im ruhigen Pokhara machten wir uns auf den Weg nach Lumbini, dem Geburtsort Buddhas. Trotz der Tatsache, dass dies ein wichtiges touristisches Ziel ist, bot sich als einzige Transportmöglichkeit ein regulärer nepalesischer Langstreckenbus an. Die Fahrt in dem kleinen Bus war wohl eine der haarsträubensten unserer Reise (bisher… es kommt ja noch Indien!).

Schon bei Abfahrt auf einer kaputten Wiese, die als Busbahnhof fungiert, zeigte sich dass dies ein Erlebnis werden würde. Der Herr der ein Cafe am Busbahnhof betreibt, machte es zu seiner Aufgabe den Reisenden in seinem Laden noch einen Kaffee zu verkaufen, mit dem Hinweis “I will tell you when your bus leave, you have much time, drink coffe, buy something eating, don’t worry, I’m the man!”. Nachdem wir freundlich aber bestimmt den Kauf von Getränken mit dem Hinweis, es gäbe ja keine Toilette auf der siebenstündigen Busfahrt ablehnten, war er mit uns zwar nicht glücklich aber scheuchte uns immerhin zum richtigen Bus zum richtigen Zeitpunkt, eine Kennzeichnung des Busses fehlte völlig. Das Gepäck einfach auf’s Dach geschmissen und wir in unglaublich enge Sitze gequetscht, ging die Fahrt los. In einem Affentempo fuhren wir um, über und durch Schlaglöcher so breit wie die Straße selbst und rasten anderen Fahrzeugen auf der feldwegbreiten Piste entgegen, bis zumindest einer der beiden im letzten Moment genug Platz machte um einen Frontalzusammenstoß zu vermeiden. Irgendwann war dem Fahrer das alles zu langweilig, so dass die Musikanlage aus vier großen Lautsprechern eine Mischung aus 90er Jahre Elektrorock und nepalesischem Pop zum Besten gab. Zwei längere Stopps legten wir ein, an dem ersten reihte sich Chappatistand an Chappatistand, beim zweiten eine Frittierbude an die nächste. Lecker. Durchgeschüttelt aber irgendwie mit guter Laune kamen wir an.

Nepal

Nur wo waren wir angekommen, fragten wir uns in den folgenden 36 Stunden immer wieder. Der Ort der nicht nur Sagen nach, sondern auch bestätigt durch die Archäologie, der Geburtsort von Siddhartha Gautama ist, dem “Gründer” des Buddhismus, ist zwar Pilgerort für Buddhisten aus aller Welt, wirkt aber eher wie ein gescheitertes Großbauprojekt.

Der Markierungsstein, der den Geburtsort haargenau festlegt, befindet sich in einem gräßlichen, weiß gestrichenen Backsteingebäude, das eher einer Lagerhalle gleicht. Um diese Bausünde herum befindet sich ein riesiges Gelände, welches über 40 Parzellen enthält, die verschiedenen Buddhistischen Bewegungen aus allen Ländern zugeordnet sind und als Bauland für prachtvolle Tempel und Klöster dienen sollen. Gemeinden einiger Länder haben dies auch verwirklicht, zum Beispiel Thailand, China, Malaysien und Österreich(!) haben gebaut, doch die meisten Parzellen stehen leer. Einige haben angefangen, sind aber nie weiter als Betonpfeiler gekommen, andere standen vor 10 Jahren knapp vor der Fertigstellung und verfallen seitdem im Zeitraffer. Ein riesiges Wasserbecken inmitten der Anlage liegt brach, gepflasterte Wege brechen im Nirgendwo ab, Baumaterialien rosten gemächlich vor sich hin. Selbst das architektonisch ambitionierte Museum ist (wieder) geschlossen und wird langsam von der Natur zurückerobert.

Drum herum stehen ein paar Hotels, wenige Restaurants und einige Hundert Gläubige kommen täglich in “Buddhist-Pilgrimage” Bussen daher um an einem Ort zu sein, der sicherlich so viel mehr sein könnte. Doch Buddha hat den “Weg der Mitte” gelehrt, die Mäßigung in allen Dingen… ob er überhaupt ein solches Monument befürwortet hätte, wenn er nicht mal Bilder von sich selbst duldete?

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