Angkor – Tag I

20111208.083235.DSCF7839Die ersten Besichtigungen von Siem Reap aus, unternahmen wir zu den weiter entfernten Tempelruinen, ob diese nun formell noch zur Ankor (Wat) Gruppe gerechnet werden, ist dabei unwichtig, denn historisch und architektonisch gesehen, gehören sie alle in die gleiche Zeit, alle wurden irgendwann zwischen dem 9. und 13. Jahrhundert erbaut von einer der zahlreichen Khmer Könige oder wichtigen Personen in dessen Reich.

Die bis zu 60 Kilometer von Siem Reap entfernt liegenden Tempelruinen kann man mit dem Fahrrad (das wäre doch was für dich, Oli!), Tuk-Tuk oder Auto anfahren. Um mehrere Tempel an einem Tag zu sehen, fällt das Fahrrad weg und auch das Tuk-Tuk stößt bei 190 km an einem Tag bei einer Reisegeschwindigkeit von circa 30 km/h an seine Grenzen. Also nahmen wir uns für den Tag einen Fahrer, und zwar nicht irgendeinen, sondern Poly.

Cambodia

Poly hatten wir am Tag zuvor in einem der Souvenirläden getroffen, deren Profite zugunsten wohltätiger Organisationen gehen. Und die Menschen in Kambodscha haben die Hilfe so nötig, denn die Kriege (an denen die westlichen Mächte ja nicht ganz unbeteiligt waren), haben die Völker schwer verwundet, und tuen es noch heute. Nirgendwo gibt es so viele Opfer von Antipersonenminen wie hier und neben Überweisungen an Hilfsorganisationen ist der Kauf von Souvenirs in solchen Läden der einzig sinnvolle monetäre Weg zu helfen.

Poly verlor als Kind ein Auge und hat es seitdem schwer in einer Gesellschaft, die auf Verstümmelte herabblickt. Dank der Beharrlichkeit seiner Mutter lernte er Englisch und fuhr für nur eine Stunde Englischunterricht jeden Tag 32 Kilometer mit dem Fahrrad zur Lehrerin und zurück. Er hat das Glück eine Frau gefunden zu haben und ist vor zwei Wochen das zweite Mal Vater geworden, was er stolz erzählte. Doch seine Bezüge als Verkäufer (90 USD im Monat bei einer 60 Stundenwoche) reichen nicht aus um die Familie zu ernähren. Also arbeitet er des weiteren als Tuk-Tuk-Fahrer oder Auto-Chauffeur – und das tut er so gewissenhaft und hilfsbereit wie es irgend möglich ist. Wir wünschen diesem so freundlichen, offenen und herzensgutem jungen Mann und seiner Familie so sehr, dass sich seine unglaublich harte Arbeit auf Dauer auszahlt und er es schafft, nicht nur seine Kinder vor dem Hunger zu bewahren – den er als eines von acht Söhnen einer Reisbauernfamilie so oft erdulden musste – und ihnen eine gute Bildung zu ermöglichen, sondern auch, dass für ihn selbst und seine Frau endlich etwas übrig bleibt.

Auch dank Polys Hinweisen besuchten wir eine wunderbare Auswahl an Tempeln (Banteay Samre, Banteay Srey, Kbal Spean, Beng Melea, Bakong), für die wir auch im Nachhinein überzeugt sind, keinen Kilometer zu viel gefahren zu sein. Die Bilder sprechen für sich.

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