Parque Nacional Torres del Paine

Der Park

20110324.103604.IMG_0803Ein paar tolle Berge umgebend ist dieser Nationalpark ein touristisches Highlight in Chiles Patagonien. Ein ganz wesentlicher Teil des Nationalparks ist Privatbesitz, in der Form einer Pferderanch, entsprechend prallen das Ideal des Naturschutzes und Geschäftsinteressen aufeinander. Auf der einen Seite unzählige Besucher (die von Leave-No-Trace-Tekking nie etwas gehört haben), Reiter auf hohen Ross, für den schnellen Profit von vornherein unzureichend ausgelegte Infrastruktur und auf der anderen Seite Guardaparques (Parkranger), die, wenn sie könnten, wohl gerne mehr tun würden, gegen Wegeerrosion (Pferdehufe machen jeden Weg endgültig kaputt!), Bio- und Nicht-Bio-Abfall und die das Unglück verursachenden ungebildeten Massen. Eine beunruhigende Spannung, die man meint an vielen Ecken des Parks zu spüren.

Die Campingplätze

Auf der großen acht-Tage-Route (“Circuito Grande”) waren die Campingplätze leer, von charmant bis einfach, von fast übermodernisiert bis zu vor dem Verfall stehend, insgesamt kaum etwas auszusetzen. Nur, dass es alles unbewachsene Flächen sind, auf denen man die Zelte aufstellen kann, was mehr “Dreck” im und vor allem bei Regen am Zelt bedeutet, haben wir mehrfach verflucht.
Auf der kleinen Route “Das W” waren die Zeltplätze überfüllt, teuer, mit schlechter bis nicht vorhandener Infrastruktur, dreckig im Sinne von dreckig, nicht nur erdig. Kein Genuss. Hier haben wir fast alle verflucht, im Nachhinein alles halb so wild, aber nicht zu empfehlen.

Das Essen

Die Qualität der Fertigessen, die wir gefunden haben und uns abends über dem Campingkocher zubereitet haben, war erstaunlich hoch und immer gut essbar. Wie immer: Nudel- oder Risottogerichte. Morgens Haferflocken (mal kalt, später dann meist warm) oder Müsli. Mittags dann Salami auf Cracker, Kuchen und Müsliriegel. Als Schmankerl Schokolade (Milka und Toblerone – chilenische Supermärkte importieren erstaunlich viele europäische Süsswaren, auch wenn sie diese gut verstecken). Eines der Abendessen nahmen wir als Menü auf einer der Hütten (Refugio) zu uns, dies war verhältnismäßig teuer, aber einfach, gut und mit Liebe zubereitet. 8 Tage Essen mitzuschleppen ist übrigens eine ziemliche Qual, was Gluteus maximus uns bei größeren Steigungen und auch immer wieder zu verstehen gab.

Die Camper

Auf dem Circuito nur Mike aus Kanada getroffen, einen Tag mit ihm gewandert, netter Kerl, verstand etwas von dem, was er da tat. Also suchte er unsere Gesellschaft, denn es stand der als schwierig und gefährlich angekündigte Pass bevor. Ich glaube er wäre deutlich schneller gewesen ohne uns, sorry Mike!

Wo der Circuito auf das W trifft, treffen dann die viele Möchte-gern-Trekker auf die Natur. Diese schmeißen sich auf die Trails ohne Ahnung (und leider oft ohne Interesse diese zu erwerben), ohne ausreichende Ausrüstung und ohne die Kenntnis, wie man diese nutzt. Vom fehlenden Bewusstsein für den Naturschutz ganz zu schweigen. Schade, eine echte Bildungschance für viele junge Menschen vertan. Sonst trifft man auf kuriose Persönlichkeiten aus aller Welt, sehr nette Menschen insbesondere aus Asien, und dann noch ein paar weitere, die aus anderem Munde als Wildlife bezeichnet wurden (“The only wild animals I saw were those two Dutch guys”).

Die Landschaft

Spektakuläre Berge und lange malerische Täler, kleine und reißende Flüsse, klare und mit Gletschererosion milchig graue Seen, riesige blaue Gletscher, forstwirtschaftfreie Wälder, patagonische Winde, alles vom Feinsten. Nur, dass wir an sechs von neun Tagen recht wenig davon gesehen haben, und sie noch weniger genießen konnten, denn

Das Wetter

spielte nicht mit. Bei Cerro Torre und Fitz Roy noch mit blauem Himmel und Sonnenschein beglückt, haben wir hier mehr als nur den Ausgleich erhalten. Nach einem durchwachsenen ersten Tag (stürmische Windböen machte das Wandern häufig zu einem Kampf bei dem es darum ging auf zwei Füßen stehen zu bleiben) wurde es zunehmend kälter und nasser mit Nieselregen, Schniesel (gibt es ein Wort für leichten Schneefall?), Graupel, Schneestürmen und zuletzt aufgrund eines verfrühten Wintereinbruches eine Schneegrenze, die auf 300 m oder so gesunken war, was bei einem Basislager auf 175 m nicht viel Spielraum ließ.

Die Nächte waren fast alle bitterkalt, selbst die ausgeliehenen Schlafsäcke (weil wärmer als unsere eigenen) halfen nicht wirklich, nur in voller Montur (außer Regenschicht) ließ es sich einigermaßen aushalten.

In den wenigen Sonnenstunden zeigte sich die wirklich schöne Landschaft von ihrer besseren Seite. Bei der Überquerung des John Gardner Passes blickte man auf eine Eismasse, die man meint, kein Gletscher sein kann, ein See oder gar das Meer würden besser passen.

Dank unserer exzellenten Ausrüstung, insbesondere unserem tollen Zelt (MSR Hubba Hubba HP) und erstklassiger Regenkleidung (Arc’teryx und Mountain Hardwear Gore-Tex Produkte) blieben wir zwar trocken, aber nicht immer gut gelaunt. Wenn es mal während eines Tages regnet, auch mal eine Nacht durch, ist es ja ok, aber wenn es die letzten 48 Stunden ununterbrochen zumindest nieselt und schnieselt und das Ganze auch noch bei 0-3 Grad, dann macht das Alles nicht mehr wirklich Spaß. Um das Ganze auf den Punkt zu bringen: neun Tage im Park, große Tour mit 120 km und die Berge, die dem Park seinen Namen geben, haben wir nur bei der Anfahrt beim Blick durch das Busfenster mal kurz erahnen können.

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