The Navimag Experience

20110408.120404.DSCF2322Während der Lonely Planet Chile von der “Navimag Experience” als interessante jedoch nicht immer angenehme Mischung aus als “good, bad and ugly” beschreibt, und dabei die malerischen patagonischen Fjorde bei gutem Wetter, das Geschaukel bei schlechtem und die gewöhnungsbedürftige Umgebung eines um eine Pasagierebene ergänzten Frachter gegeneinander aufwiegt, zeigte sich die Fährfahrt von Beginn an als professionelle Alternative zu einer 30 stündigen (2900 km) Busfahrt.

Der im Jahr 1970 gebaute Frachter Puerto Eden diente in den Anfängen des patagonischen Tourismus als zu erbettelnde Möglichkeit den langen Landweg von Puerto Montt nach Puerto Natales oder umgekehrt zurückzulegen, und dabei noch die von wenigen Touristen jemals gesehenen patagonischen Fjorde bewundern zu dürfen. Die kluge Firma Navimag hat mittlerweile zwei Ihrer Frachter um Passierbereiche ergänzen lassen und bietet nun einen hochprofessionellen Service für alle Portemonnaies.

Die 22-Personen Dormatories sind sicherlich nicht für Jedermann, die vier-Mann Kabinen mit den viel zu kurzen Betten (selbst Ben mit seinen 1,78 m stößt an) sind jedoch gut erträglich und die meiste Zeit der Reise verbringt man sowieso im Gemeinschaftsraum oder bei besserem Wetter auf Deck. Im Gemeinschaftsraum wird Wein aus Pappkartons (in Chile!!!) und chemisch zubereiteter Fruchtsaft getrunken, Karten- und Brettspiele gespielt, sowie Musik gemacht und viel gelesen. Nebenbei hält ein eigens für die Passagiere zuständiger Guide interessante Vorträge zur Route, wissenschaftliche Ausführung zu Gletschern und Fjorden und der Fauna der Region. PowerPoint und HD-Beamer eingeschlossen. Einzig das Schiff selbst mit der vom Gemeinschaftsraum zu sehenden Ladefläche mit unzähligen Viehtransportern, die nach Deutschem Tierschutzrecht sicherlich nicht mehr zulässig wären, erinnert an die Tatsache dass dies nicht in erster Linie eine Passagierfährfahrt ist. (Entsprechend war es ein deutscher (vegetarischer) Passagier, der tatsächlich fragte, ob die Tiere denn während der dreitägigen Fahrt auch gefüttert würden, woraufhin der die Fragestunde durchführende Kapitän erwiderte, ob der Passagier denn von Greenpeace wäre…)

An den ersten beiden Tagen spielte das Wetter, wie wir es schon aus Puerto Natales gewohnt waren, nicht mit, am dritten Tag jedoch teilten sich die Wolken und die Sonne forderte uns auf die Zeit auf dem Deck zu verbringen, selbst das Mittagessen nahmen wir dort zu uns. Die Küste, die hinter Nebelschwaden unbemerkt immer grüner geworden war zeigte sich nun in ihrer ganzen Pracht. Selbst Delphine und der Blas eines Wals ließen sich beobachten. Der Vulkan im rosanen Licht des Sonnenuntergangs ging in der Aufregung um die Delphine beinahe unter – beinah!

Geschützt durch die Fjorde war auch der Seegang die meiste Zeit kaum zu spüren, bis auf während den acht Stunden die wir frei auf dem Pazifik verbrachten. Die Bei Ben nicht ganz gering ausgeprägte Seekrankheit bekam er mittels Dimenhydrinat und einem frühen Zubettgehen gut in den Griff – er wusste dank der Seegelurlaube mit Kristinas Vater in den letzten Jahren damit umzugehen.

Insgesamt eine nette Erfahrung und für den, der die Zeit hat, definitiv die bessere Alternative als die Strecke auf dem Landweg zurückzulegen.

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