Eine Kupferstadt wird zum Tourizentrum

20110508.181015.IMG_1823Nach dem Kurzbesuch in Santiago nahmen wir einen Übernachtbus direkt (!) nach San Pedro de Atacama. 22 Stunden Semi-Cama, aber ein eher schlechtes Semi-Cama, was keinen Spaß gemacht hätte, hätten wir durch die frühe Buchung (2 Tage im Voraus) nicht die vordersten Plätze der zweiten Ebene ergattert, so dass wir die Füße haben richtig hoch legen können. Wäre dies nicht möglich gewesen, wäre uns der Aufpreis für einen Cama-Bus die Sache wert gewesen.

Chile

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Angekommen in San Pedro suchten wir unser Hostel auf (welches uns trotz fehlender eMailantwort ein Zimmer reserviert hatte) und schliefen ein. Am nächsten Morgen fingen wir dann an, unsere Touren zu buchen. Leider sind die Sehenswürdigkeiten inmitten der Wüste nur mit Allradfahrzeugen zugänglich, und diese im eineinhalb Stunden entfernten Calama zu mieten, ist schlicht zu teuer. Das wissen auch die Veranstalter, die sich den Spaß durchaus bezahlen lassen, so dass wir jeden Tag aufgrund der Touren (und dem Essen) unser Budget gesprengt haben.

Das Essen in dieser Stadt bewegt sich auf einem erstaunlichen Niveau, sowohl in Sachen Qualität und Kreativität wie leider auch beim Preis. Das Lomo hält durchaus mit Argentinischen Stücken mit, und die aufgezwungenen Beilagen dienen erstmals nicht der Abschreckung sondern bereichern das Essen. Hinzu kommen mal gute und mal sehr gute Weine, toll. La Estaka hat uns gleich zwei mal richtig begeistert (zwei Lomo Varianten, ein Curry de Pollo auf Glasnudeln in einer Kokusnus serviert).

Zu den Touren: Die erste Tour in das Valle de la Luna stellte sich als tatsächliche Wandertour heraus, wir wurden von einem freundlichen, bemühten und kompetenten englischsprechenden Guide durch die Cordillera de Sal geführt. Informativ und toll anzuschauen, die Bilder sprechen Bände. Die Samstagtour begann um 4:00 Uhr morgens mit Ziel Geysers del Tatio. Leider bewahrheitete sich unsere Vermutung, dass dies ein Massentourispektakel werden würde, mindestens 10 Busse trudelten ungefähr zur gleichen Zeit ein, servierten Frühstück mit in den heißen Pools gewärmten Getränken und manch eine Agency servierte gleich noch auf selbe Art gegarte Eier. Wäre man der einzige da, wäre es ein wirklich witziges Erlebnis gewesen. Leider war unsere Guide nicht sonderlich bewandert und auch hielt sich ihr Interesse in Grenzen unsere Verständnislücken, entstanden durch ihre spanischen Vorträge, auf Englisch zu klären. (Die fehlenden Englishkenntnisse der Guides wären im Prinzip akzeptabel, wenn nicht die Firmen aggressiv mit “bilingual Tours” werben würden und man dafür bei dem Anbieter mehr bezahlt.) Die Geysiere waren zumeist etwas schwach, doch legte einer richtig los, der wohl höchstens einmal die Woche richtig aktiv wird, und schoss heißes Wasser und Dampf fünf Meter in die Luft, beeindruckend. Die dritte Tour war fotographisch wohl die spannendste, die Salzwasserlagunen (in zweien konnte auch gebadet werden) waren wirklich faszinierend. Leider hatte der Veranstalter einfach den Guide weggelassen und uns nur mit Fahrer los geschickt, zusätzlich den Zeitplan aufgrund der Zeitumstellung in der Nacht zuvor vermasselt (die Sonne geht dann halt eine Stunde früher unter, was die Tour die einen Sonnenuntergang einplant natürlich massiv beeinflusst) was noch durch eine verspätete Tourteilnehmerin aggraviert wurde, der hinterhertelefoniert wurde und dann noch in ihrem Hostel abgeholt wurde.

Während der Tour am Samstag hatte Ben, während er brav auf seinem Kaugummi kaute, plötzlich ein hartes Stückchen Etwas in seinem Mund. Bei genauerer Betrachtung zeigte sich ein Stückchen Zahn, oder wie sich herausstellten sollte, ein Stückchen einer Füllung. Also brachen wir den Plan, eine Tour nach Boliven für Montag zu buchen ab und planten statt dessen nach Calama zu fahren um dort einen Zahnarzt aufzusuchen. Die großen Sorgen die Ben sich im Vorhinein gemacht hatte (welche Kristina empathisch teilte), die medizinische Versorgung könnte hierzulande nicht unseren deutschen Standards entsprechen, war im nachhinein völlig unberechtigt. Die junge Zahnärztin erkannte das gesicherte Material sofort als Inlay, schlug vor das Loch zu reinigen und eine normale Füllung in das entstandene Loch zu tun. Dies tat sie nach kurzen Verständigungsschwierigkeiten dann auch, gründlich, aufmerksam und bemüht, und das ganze in einer Zahnarztpraxis, die nach solcher roch und eigentlich in allem einer modernen Praxis in Deutschland entsprach, inklusive Videokamera und Flachbildschirm um dem Patienten die Arbeit zu zeigen. Das ganze kostete dann gerade mal 40.000 Pesos, circa 60 EUR. Eine Woche später ist der Zahn, soweit man dies als Laie beurteilen kann, einwandfrei behandelt worden. Toll. Die Tour nach Boliven startete dann halt am Mittwoch.

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