Gyeongju war voller Touristen. Keine Europäischen, einige Japanische, aber hauptsächlich Koreanische. Die großen Zufahrtsstraßen ein riesiger Stau, in dem wir natürlich mit dem Bus aus Busan feststeckten, die Straßen um die Sehenswürdigkeiten herum von Autoschlagen erstickt, die Sehenswürdigkeiten voll.
Gepriesen als ein Museum ohne Mauern, bietet die Stadt freien Blick auf die Grabstätten von Monarchen der Shilla Familie, die Korea einst regierten. Die bis 25 m hohen grasbewachsenen Hügel sind künstlich angelegt, in der Mitte zusammen mit ausgewählten Schätzen liegt der Monarch vergraben. Einer der Hügel ist zur Hälfte entkernt, so dass man die Konstruktion und das Grab besichtigen kann (aber nicht fotografieren darf). Immer noch keine Pyramiden nach ägyptischen Vorbild, doch schon wesentlich beeindruckender als die “Pyramiden” von … in Peru.
Gyeongsangbuk-do, South Korea
Leider erschließen sich uns die feinen Unterschiede zwischen dem koreanischen Buddhismus und dem japanischen (und vorgreifend dem chinesischen) noch nicht so ganz, dafür sind die historischen Entwicklungen zu verworren und das Ergebnis wenig vergleichend erklärt, so dass ohne tiefe Kenntnisse der Religion die Unterschiede nicht herausstechen.
Spannende Dinge erleben wir immer wieder, wenn es zum Essen kommt. Bulgogi, ein mariniertes fein gehobeltes Fleisch ist so voller Gewürzaromen, man weiß gar nicht auf welchen der vielen Geschmäcker man sich zuerst konzentrieren sollte. Bibimbap, ein Reisgericht in vielen Varianten, welches mit bis zu 20 Schüsselchen kleiner Beilagen serviert wird (manches scharf, manches süß, manches lecker, manches löst Verwunderung aus und manches schlicht ungenießbar) ist jedes mal wieder spannend. Dazu ein Reiswein, toll. Nur das Sitzen auf dem Boden vor den niedrigen Tischen, das ist selbst für uns noch jungen Europäer irgendwann eine echte Herausforderung.
Seit Japan begeistert uns stets, und zu unserer großen Verwunderung nun auch wieder in Gyeongju, die US-amerikanische Eiscremekette Baskin Robins 31. In Tokyo fiel sie uns das erste Mal auf und rief beim Verzehr von Mint Chocolate Chip und Cookies’n’Cream beim Ben Kindheitserinnerungen aus den USA hervor. Mittlerweile haben wir in jeder besuchten Stadt Japans und Koreas unzählige Filialen gefunden und probieren uns durch die mindestens 31 Geschmacksrichtungen. Wer hätte gedacht, das eine Eiscremekette in Asien mal Erinnerungen an den Sommer 1989 in Madison, WI, USA hervorrufen könnten?
Für Überraschungen sorgen auch immer wieder die Koreaner selbst. Einmal sind sie so schroff und unhöflich, dass man sich fragt, warum man hier so unwillkommen ist. Und dann erlebt man Situationen die einen vertrottelt drein schauen lassen mangels einer angemessenen Antwort: Auf dem Weg zum Bus, an einer Ampel stehend, dreht sich ein junger Mann auf dem Fahrrad sitzend um, grinst uns an und sagt “Hello”. Wir erwidern die Begrüßung, und bevor wir uns umsehen können, drückt er uns zwei seiner traditionellen Küchlein, die er gerade isst, in die Hand, deutet uns an diese zu essen, dreht sich um und wartet auf die grüne Ampel. Verdutzt bedanken wir uns in schlechtem Koreanisch, doch davon will er nichts mehr wissen, ohne auch nur ein einziges Mal zurückzuschauen fährt er davon. Eine koreanische Familie schenkt uns beim Betrachten einer steinernen Pagoda eine 10 Won Münze (~0,6 cent), auf der diese abgebildet ist, der Stolz einer Nation. Zwei Damen, die – in Deutschland würden wir sagen völlig distanzgemindert – sich im Bus über uns gelehnt und an uns festgehalten hatten und damit das Angebot unserer Sitzplätze an sie erzwungen hatten, fingen beim Freiwerden zweier Plätze vor ihnen an, uns beinahe gewaltsam in die Richtung der Plätze zu schubsen, um uns auch wieder einen Sitzplatz zu beschaffen. Wir müssen uns korrigieren: Koreaner wollen nicht unhöflich sein, sie sind nur direkt und ohne Berührungsängste.
Ein weiteres Love-Motel beherbergte uns für zwei Nächte, kein Problem, auch wenn das einzige Wort englisch was die Besitzerin konnte “Money” war, so klappt doch am Ende immer alles irgendwie…