Vor gut 35 Jahren eroberte die Khmer Rouge Kambodscha. An vielen Orten in diesem kleinen Land wurden in der Folge der Machtergreifung viele Menschen ermordet, von zwei Millionen, vielleicht drei, ist die Rede. Als exemplarischen Ort für diese Verbrechen besuchten wir S-21 in Phnom Penh, das wohl berüchtigteste “Gefängnis” Pol Pots.
Cambodia
S-21 war eine solche Schule. Wo früher Kinder unterrichtet wurden und unter Palmen auf den Schulhof spielten, wurden in gerade mal vier Jahren 17.000 Menschen gefangen gehalten, gefoltert und auf einem nahe gelegenen Feld ermordet. Von allen Gefangenen, Männern, Frauen und Kindern, überlebten nach neuerer Forschung gerade mal 50 Menschen.
Für viele Menschen mag, nach einem langen Leben, der Tod eine Erlösung sein; selten gilt dies für junge Menschen. Doch in diesen Räumen, muss selbst den Jüngsten der Tod wie ein Segen vorgekommen sein – auch daran zu erkennen, mit welcher Anstrengung Selbstmorde verhindert wurden. Keiner verbrachte Zeit in diesem Gefängnis, ohne nicht auf grausamste und blutrünstigste Weise gefoltert zu werden, meist zwei bis drei Monate lang. In den Folterverhören wurden den Opfern Geständnisse abverlangt, sie seien Agenten des CIA oder KGB, Feinde der roten Revolution. Die wenigsten hatten eine Ahnung was für Organisationen sie angeblich angehörten und jene die es wussten, waren gewiss nicht deren Agenten. Das wussten auch die Folterer, doch in Pol Pots Irrsinn machte dies keinen Unterschied. Mit fortschreitender Paranoia der Führungskader wurde das eigene Personal auf gleiche Weise “verhört” und nach gestandenen Coupplänen getötet.
Die Instrumente der Folterer, von einfachen Schlagstöcken über unter Strom stehenden Peitschen bis hin zu aufwendigen Aufbauten zum Beinaheertrinken, -erhängen und -ersticken, lassen zusammen mit Blutspritzern auf Boden und Wänden die unvorstellbaren Geschehnisse und Leid erahnen.
In den Anfängen von S-21 noch exekutiert und am Rande des Gefängnisses beerdigt, wurden im Verlauf der scheiternden Revolution die Opfer auf einem der nahe gelegenen Felder (“Killing Field”) zu Tode geprügelt – um Munition zu sparen.
Wo die Nazis eine auf Massenvernichtung abgerichtete Maschinerie betrieben, widmenten die Roten Khmer sich jedem Opfer auf blutrünstigste Weise ganz persönlich.
Und all dies schließt das Leid durch Zwangsarbeit, Verhungern, Kinder-Eltern-Trennung, Verwahrlosung, Zwangsumsiedlung, Vergewaltigung und vieles mehr, gar nicht ein.