Nur elf Tage verbrachten wir in diesem Land, um so besser, dass wir gar nicht erst versuchten einen repräsentativen Einblick zu erhalten. Wir sind gerade mal so weit nördlich gekommen wie Saigon (Ho Chi Minh City), und dies liegt nun mal ziemlich weit südlich. Eine rustikale Lebensweise, geprägt vom Wasser des Mekong und die moderne Großstadt Ho Chi Minh City (wie sie sie die Behörden nennen, der Rest nennt sie weiterhin Saigon) haben wir kennen gelernt.
Dabei sind die Ähnlichkeiten zu den anderen südostasiatischen Ländern, die wir bereist haben nicht zu verleugnen, die Unterschiede aber auch nicht. Zu allererst sind es natürlich die Menschen: sie sind nur fast so höflich und fast so freundlich wie in Kambodscha, dafür jedoch wesentlich selbstbewusster. Sie erklären häufiger mal von sich aus, wie man die Suppe richtig zu essen hat oder wo jetzt das Gepäck hin muss. Sehr, sehr sympathisch.
Wie woanders auch sind sie sehr bescheiden in dem, was sie von den Touristen erwarten: nichts. Nur ist es in Vietnam leider so, dass der durchschnittliche Tourist auch so viel einbringt: nichts. Es ist fast so, als ob die Straßen von Saigon und die Tourbusse im Delta überschwemmt sind von Strand- und Partyurlaubern auf dem Weg an und von der Küste. Und somit kann man jeden Vietnamesen für sich gewinnen, indem man ihm jenes bisschen Respekt entgegenbringt und versucht ihn auf seiner Sprache zu begrüßen und sich zu bedanken. Ein freudig strahlendes Lächeln ist die Belohnung für nur ein wenig ehrliches Interesse an vietnamesischer Kultur.
Und dass, obwohl die vietnamesische Kultur ein Mischmasch ist wie sonst kaum wo in Asien. Tausend Jahre belagert von den Chinesen, hundert von den Franzosen und immer im Zank mit den Khmer zum Westen. Trotz der vielen prägenden Einflüsse haben sich die Vietnamesen aber etwas Eigenes, etwas Bestimmtes erhalten – oder geschaffen. Denn die Form von Kommunismus, die nach dem Sieg des Nordens das gesamte Land regiert, ist einzigartig. Gelebt wird eine sehr freie, nur wenig soziale Marktwirtschaft, Geld verdienen ist in und reich werden jedermanns Traum. Pressefreiheit gibt es nur scheinbar, wer etwas gegen die Partei schreibt “verliert seine Zulassung”. Und freie Wahlen werden gar nicht erst vorgetäuscht. Natürlich gibt es eine Opposition, doch keiner weiß etwas davon. Kapitalistischer Kommunismus oder kommunistischer Kapitalismus? Sehr seltsam.
Wir hoffen sehr, dass dies nicht das letzte Mal war, dass wir Südostasien besuchen durften, und wenn wir wieder da sind, werden wir mehr Zeit für Vietnam mitbringen müssen (abgesehen von Zeit für Laos, Kambodscha und Thailand).
2 Antworten auf Vietnam, nur ein Ausschnitt