Able Tasman: Track ≠ Trek

20120221.104708.DSCF9617Es ist eine reichlich späte Erkenntnis, doch nun ist sie spruchreif: Ein Track macht noch lange kein Trek! Sie bahnte sich ja schon an, diese Erkenntnis, als das Trekking auf dem Kepler Track seltsame Eigenschaften zeigte, und zum greifen nah war sie nach dem Routeburn-Caples Track, doch nun, nach einem Ausschnitt des Able Tasman Tracks, fällt der Groschen.

Was sich in Teilen Australiens und in Neuseeland ein Track nennt, ist nichts anderes als ein Trail, ein Pfad, und dieser kann nunmal ein Feldweg sein oder ein kaum festgelegter Weg durch Regenwalddickicht, den irgendwann mal irgendwer gelaufen ist. Verwirrend kommt hinzu, dass die touristische Terminologie sehr wohl vom Trekking auf Tracks spricht, damit jedoch nichts anderes meint, als einen Pfad entlang zu laufen. Trekking bedeutet jedoch allgemein einen Fußmarsch in Regionen, wo anderer Transport nicht üblich ist, der Weg nicht immer einfach ist, und ein enger Kontakt zur Natur selbstverständlich ist. Dies erfordert etwas körperliche Fitness (bei einem einfachen Trekking-Pfad mindestens die Fähigkeit circa 15 kg Ausrüstung, Wasser und Essen zu tragen), grundlegende navigatorische Fähigkeiten (Karte und Kompass sollten nicht nur dabei sein, sondern auch genutzt werden können), eine spezialisierte Ausrüstung (z.B. Trinkwasseraufbereitung, Kocher, Zelt) und die Kenntnisse um all dies im Sinne des Naturschutzes als “minimal impact Trekking” zu betreiben (“Leave nothing but footsteps, take nothing but pictures, kill nothing but time”). Dies ist nicht die Situation auf den meisten neuseeländischen Tracks, zumindest nicht auf oder in der Nähe von den als Treks verkauften “Great Walks”.

Takaka 7183, New Zealand

Auf dem Able Tasman Track, der im Norden der Südinsel an prächtigen Stränden und felsigen Küsten vorbei führt, ist nichts von dem gegeben: Unzählige Boote aller Größen schippern täglich Tausende Touristen in den Nationalpark hinein und wieder heraus, der Kontakt mit der Natur ist somit nicht mal mehr wünschenswert (ohne Häuschen mit Spülbecken die so manch einen Campingplatz zieren, ebenso wie Toiletten mit Wasserspülung wäre die Natur völlig überfordert). Das Erlebnis Able Tasman Track ist eine Massenveranstaltung in Sachen Hüttenwanderung und Zeltcamping. Sogar einige Feriendörfer in privatem Besitz wehren Übernahmebestrebungen des Nationalparks ab und so blickt man immer wieder auf Ferienhäuser aller Größen und Ausstattungen (von der Wellblechhütte bis zur Luxusvilla mit Hubschrauberlandeplatz ist alles dabei).

Wir erlebten den Able Tasman als jene Touristen, die sich mit dem Boot morgens hineinfahren lassen um dann den Tag lang wieder heraus zu laufen. Wiederholt lobten wir unsere eigene Entscheidung, den Able Tasman Track nicht mit 20 kg Rucksäcken als Trek erleben zu wollen, sondern mit nur einem Tagesrucksack und Sportschuhen als Tageswanderung. Jenes, was uns auf einem echten Trek glücklich macht, hätten wir hier nicht gefunden. Auf dem Track bemitleideten wir all jene die, der Ausrüstung nach zu urteilen, als Trekker unterwegs waren und ständig mit Tagestouristen und Seniorenwandergruppen den Pfad teilen mussten. Diesmal hatten wir alles richtig gemacht.

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