Eine andere Welt – Maragua nach Quila Quila

20110520.093440.IMG_2443Der letzte Tag führte wieder aus dem Krater heraus und dann stets bergab nach Quila Quila, eine kleine Oase, die dank vieler relativ konstanter Quellen etwas bessere Chancen in der Landwirtschaft hat alles viele Ortschaften drum herum.

Bei vielen Überquerungen von trockenen Flußbetten, fragten wir uns und unseren Guide, wie es denn in der Regensaison von statten ginge, wenn es doch keine Brücken gibt. Erst nach einigem hin-und-her konnte Ruben die Frage verstehen, denn das grundlegende Verständnis von Fluss war sehr unterschiedlich. Wir kennen einen Fluss als Wasser, das fließt, und ist der Fluss mal trocken, so ist dies fast eine Sensation. Für ihn ist ein Fluss meist trocken, nur wenn es kurz zuvor geregnet hat, führen die kleinen Flüsse für wenige Stunden Wasser, was dann aber auch eine gewaltige Flut bedeuten kann. Also, wenn Wasser im Fluss ist, und man hat keine Brücke, wartet man halt. (Man stelle sich dies mal an der Rems vor!)

Bolivia

Bolivia

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Die Hänge herunter eilend begegnete uns eine alte Frau, Ruben schätze sie auf 65, die ihre Ziegen den Berg herauf scheuchte und dabei schneller war als wir den Berg herunter. Nachdem sie Ruben erkannte hatte (er kennt so viele er Menschen dort), machte sie kehrt und versuchte uns über ihn archeologische Artefakte zu verkaufen, die sie während des Hütens ihrer Ziegen gefunden hatte, es wird nichts ausgelassen um den Touris Geld abzunehmen (die Verlangten 5 Bs entspechen circa 50 Euro-cent, für keinen Touristen eine Belastung doch für die Einheimischen ein echter Zugewinn).

Angekommen in Quila Quila aßen wir das vom Fahrer mitgebrachte Mittagessen, ein kalter Kartofel-Karotten-Hühnchen-Salat, machten noch einen kurzen Abstecher zu weiteren Steinmalereien um dann die Rückreise nach Sucre anzutreten.

Auch diese gestaltete sich als interessant, denn die einspurige Schotterpiste, die sich mehrere Täler und Berge herunter- und heraufwindete, stelle sich nicht als irgendeine Nebenstraße heraus, sondern als der Weg, über den Sucre gebaut worden war und heute noch die meisten Baumaterialien erhält. Was hier passiert, wenn zwei LKWs sich treffen, ein weiteres Rätsel. Scherzhafterweise fragten wir uns, ob der Rettungsdienst auf diesem Weg wohl die 40 Minuten ins Herzkatheterzentrum einhält, bei dringendem Verdacht auf Herzinfarkt? Natürlich eine lächerliche Frage, denn obwohl dies eine Routinemaßnahme in Deutschland ist, wo der Arzt größere Schwierigkeiten hat zu rechtfertigen, warum sie nicht eingeleitet wurde als warum er sie eingeleitet hat, ist dies sicherlich ein sehr seltener Eingriff in Boliven. Dazu kam der Gedanke, ob wir überhaupt jemanden gesehen haben, der typischerweise für einen Herzinfarkt in Frage kommen würde… sicherlich nicht die Frau mit den Ziegen. Ein Fluss der tatsächlich dauerhaft Wasser führt, und durch den diese Straße führt, ist ebenfalls ohne Brücke. Seit 2 1/2 Jahren wird diese gebaut, seit einem halben Jahr soll sie fertig sein, doch im Moment stehen nur zwei Brückpfeiler und man fährt halt einfach weiter durch den Fluß (wir zu Fuß über eigens gerichtete Steine, um das Auto nicht tiefer zu legen und so möglichst das Eindringen von Wasser unter den Türen zu verhindern). Und wenn es geregnet hat, dann ist der Fluss an dieser Stelle tagelang nicht passierbar, wobei wohl weiter flußabwärts noch eine Fußgängerbrücke zur Verfügung steht. Und das ist eine der wichtigsten Verbindungsstraßen für die Hauptstadt Bolivens…

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