2810 Kilometer in 36 Stunden

Schlechtes Wetter und schlechte Bedingungen für Rucksacktouristen, so haben wir die Region Cuzco samt Machu Picchu erlebt. Schade, denn von all dem was wir über die Region wissen, hätte sie eigentlich viel zu bieten, im Sonnenschein und mit gefüllten Portemonnaie. Da beides aber nicht gegeben ist, begaben wir uns auf die Flucht, die Flucht in den Norden.

Hierzu legten wir in zwei Busetappen 2810 km zurück und saßen dafür 36 Stunden in immerhin sehr bequemen Cama-Sitzen. Cama bedeute Bett, und auch wenn es Firmen gibt, die tatsächlich 180 Grad flach hinlegbare Bett-Sitze anbieten, so leisten wir uns “nur” den Voräufer, 160 Grad und nicht ganz flach, aber trotzdem viele Male bequemer als Economy Flugzeugsitze, wohl eher auf dem Niveau von Business-Class-Sitzen (ohne diese persönlich zu kennen). Und so wäre die Reise von Cuzco nach Mancora kaum ein Blogeintrag wert gewesen, wäre da nicht der Zwischenstopp in Lima gewesen.

Nach Lima werden wir sowieso vor unserem Abflug nach Asien zurückkehren, also hatten wir keine touristischen Ambitionen, wir wollten nur weiterfahren. Mit dem Bus aus Cuzco kamen wir am kleinen privaten Terminal der Busfirma an, nicht an einem großen zentralen Busbahnhof, wie man ihn in einer Millionenmetropole erwartet. Nach einem Blick in unseren Reiseführer, erfuhren wir auch warum: es gibt keinen zentralen Busbanhof! Jede Firma fährt von ihren eigenen kleinen Haltestellen ab, die in der ganzen Stadt verteilt liegen.

Es ist überall in Südamerika so, dass es für die unzähligen Busfirmen keine zentrale Verkaufsstelle gibt (in Argentinien bemüht sich gerade eine Internetplattform so etwas aufzubauen), man läuft also gewöhnlich von Schalter zu Schalter und, angesichts fehlender Auskunftstafeln, fragt sich durch. Das ist aber offensichtlich erschwert, wenn die Verkaufsschalter in einer ganzen Metropole verteilt sind.

Die Rezeptionsdamen der Firma und ein Taxifahrer rieten uns zu einem “Terminal” im Norden der Stadt, hier würden viele Busse, die in den Norden fahren, abfahren. Das klang logisch, und war von mehreren Leuten bestätigt, also willigten wir ein und wurden einmal quer durch die Stadt gefahren. Angekommen zeigte sich, dass es an dieser Haltestelle (kein richtiges Terminal) keine Verkaufsstände gibt (hier kann man in einen Bus einsteigen, sofern es noch freie Plätze gibt) und die Nachbarschaft nicht gerade zum Herumwandern einlädt. Nach einem Besuch in einem angrenzenden Internetcafe, um zumindest rudimentäre Informationen zu den Bussen zu erhalten, entschieden wir uns, uns zu einer Straße zu bewegen, an der mindestens drei Busfirmen angesiedelt sind.

Hierzu musste ein Taxi her. Lima ist berüchtigt für seine falschen Taxis, oder zumindest solche die jede Chance nutzen, Touristen zu entführen, und über die 24 Stunden die man in deren Gewalt verbringt, die Kreditkarten leer zu pumpen. Vorsicht war geboten. Nach einer längeren Beobachtung der Hunderten von Taxis konnten wir keine Hinweise auf vertrauenwürde erkennen, wie dies in anderen Städten einigermaßen möglich ist. Wir sprachen also einen bediensteten der Bushaltestelle an, der uns auch prompt einen “Amigo” herbeiwinkte, der uns dann zu einem völlig unmarkierten Auto brachte und die Tür aufhielt. Wir lehnten natürlich sofort ab, auch seine Beteuerungen er sei doch ein Amigo des Haltestellenangestellten konnten uns – welch Wunder – nicht überzeugen. Zuvor hatten wir einen Menschen gesehen, der eine Weste trug (“Taxis seguros”) und irgendwie für sicheren Transport zuständig zu sein schien, er war jedoch mittelfristig verschwunden. Nach einiger Zeit tauchte er wieder auf und wir vertrauten uns ihm an, er winkte einen anderen Taxifahrer herbei, begann sich zu notieren wo wir hin wollten, wer uns fahren würde und filmte das ganze noch mittels kleiner Videokamera (ein in Südamerika sehr beliebter Sicherheitsmechanismus, dessen tatsächlicher Wert uns nach viereinhalb Monaten immer noch nicht ganz klar ist – z.B. werden auch manchmal alle Insassen eines Busses beim Einsteigen gefilmt). Wir stiegen ein, und kamen an, tatsächlich da wo wir hin wollten, aber nicht ohne ein paar graue und fehlende Haare mehr.

Bevor wir unsere Weiterfahrt antreten konnten (das Ticket für den Nachmittag ließ sich dann schnell und unproblematisch organisieren), wanderten wir noch etwas durch die nicht wirklich schöne Innenstadt Limas, aßen zu Mittag und schworen uns, wenn wir jemals wieder durch eine Stadt durchreisen wollten, würden wir dies nur planen wenn es dort einen Busbahnhof gibt oder eine direkte Weiterfahrt möglich ist.

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