Auf dem Weg von Kyoto nach Okayama machten wir in Kobe halt. Wir schlossen unsere Rucksäcke in ein riesiges Schließfach ein, und begaben uns schnurrstracks in ein Restaurant, wo es kein Menü unter 85 EUR gibt… außer zum Mittagessen. Das Restaurant ist spezialisiert auf Kobe-Rind. Das Erlebnis, welches uns erwartete, war ein ganz anderes als wir es für ein Steakessen gewohnt sind.
Wir nahmen Platz an einem Tresen, vor uns ein Platzdeckchen sowie ein Paar Chopsticks. Die anderen Seite des Tresens bestand aus einer großen Edelstahl-Kochplatte, dahinter stand der Meister. Nachdem unsere Bestellung aufgenommen war, holte er die Zutaten, frisches Gemüse und das Stück Fleisch. Die Größe war enttäuschend, so das Ben Kristina fragte “Und wo ist dein Steak?”. Beeindruckend war die legendäre Maserung des Fleisches, das Muskelfleisch war durchzogen von vielen weißen Fettsträhnen. Etwas von dem randständigen Fett ließ der Koch auf der Platte aus und begann, darin das Fleisch anzubraten. Zu unserer Verwunderung zerlegte der Meister das Fleisch nun direkt auf der Kochplatte in immer kleine Teile, manche wurden medium-rare fertig gebraten, andere kamen in Wartestellung. Nach und nach wurden Fleisch und Gemüse (Aubergine, Kartoffel, Paprika, und sogar Tofu) gebraten und uns serviert. Dabei blieb der Teller halb auf der Stahlplatte deutlich zu weit von uns entfernt stehen, und der Koch arrangierte bei jedem fertigen Teil alles neu auf unseren Tellern – schon irgendwie komisch wenn der Koch ständig auf deinem Teller herumfuchtelt. Fleisch und Gemüse konnten je nach Belieben in zwei Sojasaucen oder mehrere Gewürze getaucht werden und dann mit Essstäbchen verzehrt werden. Neben dem Gemüse gab es als Beilage Reis, was sonst? Zuletzt noch frische Sprossen kurz angebraten, das letzte Stück Koberind hinterher, ein Schluck Wein zum Abschluss.
Mit Suppe, Salat, Nachspeise und Getränken für verhältnismäßig günstige 65 EUR pP eine der legendären Koberinderlebnisse. Und was ist unser Fazit?
Das Fleisch ist überaus interessant und tausend mal besser als das Standardrindfleisch, welches man in Deutschland bekommt. Saftig, schmackhaft, von ganz anderer Konsistenz als wir es gewohnt sind. Und wenn es nur diese Auswahl gäbe, würden wir nur noch Kobebeef wollen (aber nicht bezahlen können). Doch, es gibt ja noch die Argentinier und ihr Rinderfilet. Butterzart ganz ohne Fett, von kräftigerem Geschmack und in fünffacher Größe für ein fünftel des Preises zu haben (zumindest in Argentinien). Vor diese Auswahl gestellt, wünschen wir uns in neun von zehn Fällen das Lomo de Bife und dann zur Abwechselung ein Stückchen aus Kobe.
(Im übrigen, die Geschichten, das Kobebeef wäre so wie es ist, weil die Rinder Mozart hören, Bier trinken und mit gleichem massiert werden, scheint ein Märchen zu sein, die Züchtung und das Gras welches sie fressen machen Kobebeef zu Kobebeef.)
Eine Antwort auf Mittagspause in Kobe