Das Abenteuer begann mit einer unkomplizierten Busfahrt an den Kleinflieger-Flughafen Cambridge Airport, auf eine Bitte hin fährt der Hobart Airport Shuttle ein paar Kilometer Umweg am kleinen Flughafen vorbei, um dort Trekker oder Rundflugkunden raus zu lassen – wunderbar unkomplizierte Kleinstadtlösung. Nachdem wir “eincheckten”, also die rund 314 EUR bezahlten, die der Flug für uns beide kostete, wurden unser Gepäck und wir selbst gewogen – unsere Rucksäcke wogen 19 und 23 Kilo, nicht ganz schlecht für acht Tage Essen und volle Ausrüstung.
Der Flug selbst, häufig ein Highlight der ganz anderen Art und für viele Bestandteil des South Coast Treks, blieb bei bedecktem Himmel und Nieselregen auf 1500 Fuß gänzlich ohne Höhepunkte, glücklicherweise konnte Ben das Bedürfnis, sein Frühstück nachträglich zu einem solchen werden zu lassen, durch einen konzentrierten Blick in die Ferne und ruhiges Atmen, verhindern. Die Aussicht auf die Küste, die wir in den nächsten Tagen entlang wandern würden, blieb uns verwehrt, der Pilot blieb über dem Land, wo es angeblich weniger schaukeln sollte als über dem Wasser. Die Landung auf dem Flugplatz aus weißer Kieselerde meisterte der Pilot mit einer Dreipunktelandung und meldete den nachfolgenden Kollegen “feels like about two knots tailwind, over”.
Nach einem kurzen Blick in alle Richtungen und einer Verabschiedung von denjenigen Gästen, die am Nachmittag wieder raus fliegen würden, machten wir uns auf den Weg Richtung Küste. Entlang eines Pfades, der aus der Ferne wie ein weiß gepflasterter Gehweg wirkte, wechselte seine Beschaffenheit von weißer Kieselerde zu matschigem Moor, welches an den meisten Stellen mit einem genial verbauten Steg geschützt ist. Ein wenig enttäuschte der Komfort des Stegs – schließlich wollten wir doch in die Wildnis – doch wir hätten dies nicht gewagt zu denken, wenn wir gewusst hätten, wie sehr wir solch einen Luxus noch vermissen würden in den nächsten Tagen.
Noch waren unsere Wasserbehälter mit Leitungswasser aus Hobart gefüllt (übrigens: auch ein seltsames Gefühl, das erste Mal seit Ewigkeiten wieder Wasser aus der Wasserleitung trinken zu dürfen), doch die Flüsse deuteten schon an, was demnächst unser Trinkwasser sein würde. Die braune Brühe sieht bedrohlich aus, ist aber mikrobiologisch weitgehend unbedenklich, es ist Tennin, ein biologischer Farbstoff wie er auch in vielen Tees vorkommt, der das Wasser so rötlich braun verfärbt. Für die nächsten acht Tage würden wir nur noch solches Wasser trinken, und auch wenn eine Behandlung laut Parkbehörden nicht zwingend nötig ist, haben wir unser Wasser stets mit UV-Licht desinfiziert, mit dem wunderbaren SteriPen.
Am Campingplatz Cox Bight angekommen, bauten wir bei weiterhin bedecktem Himmel unser Zelt auf und begannen mit den Vorbereitungen fürs Abendessen. Derweil spazierte ein Spotted Quoll auf unserem Campingplatz herum – ausgehend von den bisherigen australischen Wildtiererfahrungen, ging Ben davon aus, dass diese Art Tier nun unser ständiger Begleiter sein würde und verzichtete darauf, seine Tätigkeit zu unterbrechen um ein erstes Foto zu machen. Der Fleckschwanzbeutelmarder verschwand nach einigen Minuten von selbst und wart nicht mehr gesehen: wie dumm, denn wie uns andere Trekker später mitteilten, ist es ein riesiges Privileg den Quoll zu sehen, normalerweise lässt sich eben dieses Beuteltier nicht oft beim Menschen blicken. Und in der Tat, wir sollten den Rest der Wanderung keinen mehr sehen. Kodak Moment verpasst.
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