Valparaiso ist eine farbenfrohe Stadt voller Leben, wie man es sich wünscht als spannendes und stets neues Ausflugsziel. Wenn dann noch ein traditionelles Fest mit obskuren lokalen Bräuchen hinzu kommt, befindet man sich zur richtigen Zeit am richtigen Ort.
Nur wäre es schön gewesen, auch noch im richtigen Zustand zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen zu sein.
Chile
Hätten wir gewusst, dass der Sonntag ausfallen würde, hätten wir uns sicher noch einen Tag länger in Valparaiso aufgehalten, aber das hatten wir beim Busticketkauf am Samstag noch nicht geahnt.
Ostern in Valparaiso: leider nur in der Form vom Andeutungen, Vorbereitungen und Hörensagen haben wir die spannenden Eigentümlichkeiten des Ostersonntags kennen gelernt. Üblich ist es hier, dass die Gemeinden nach dem Gottesdienst am Sonntagabend eine lebensgroße Menschenpuppe, vollgestopft mit Feuerwerkskörpern und Münzen, erhängen, verbrennen und auf die frei schwingende, brennende Figur einschlagen. Sie verbrennen Judas, natürlich im Sinne des alten Testaments (Zahn um Zahn, Auge um Auge) statt des neuen (Vergebung des Sündiger). Wohl deswegen wird dieser Ritus auch von Kirche nicht offiziell unterstützt, was aber die Inbrunst mit der dies betrieben wird nicht einschränkt. Gerne würde man als Touri dem Zeuge werden, doch ist dies nicht einfach: die spektakulärsten Verbrennungen finden in Nachbarschaften statt, wo Touris besser nicht hingehen, erst gar nicht in der Nacht und das dann noch mit 1000-Euro Digicam verlangt ja gerade nach einem Überfall. Des weiteren gibt ein keinen Zeitplan, so dass die Grüppchen auf einem vom 20 Plätzen auftauchen, Judas erhängen, ihn Verbrennen und 20-Minuten später friedlich dort sitzen um Empanadas zu essen und ein Bier zu trinken. So kam es dann auch, dass sicherlich begünstigt durch die Lethargie durch unsere Infekte, wir die eine Verbrennung verpassten, die andere nicht statt fand und wir uns dritten nicht hintrauten…