Froh Tarija zu verlassen, auch wenn das Valle de los Condores Ehrenrettung betrieben hat, glaubten wir das System der ewigen Nachtbusse überlisten zu können und planten anders.
Zum Hintergrund: Obwohl viele Wege hier in Boliven deutlich weniger Wegstrecke beinhalten als in Argentinien oder Chile brauchen die Busse erstaunlich lange, weil die Straßen so schlecht sind und viele Berge überwunden werden müssen. Warum die Bolivianer es dabei vorziehen in ihren traditionell unbequemen Bussen über Nacht zu fahren, haben wir bis heute nicht verstanden, vor allem werden die Abfahrtsuhrzeiten häufig so gelegt, dass man zwischen vier und fünf Uhr morgens am Ziel ankommt.
Da unser Reiseführer von einer cleveren Bahnverbindung von der Grenzstadt Yacuiba nach Santa Cruz schrieb, nahmen wir den einzigen Tagbus, der von einem der vielen Busunternehmen angeboten wurde, dort hin um dort dann mit der Bahn weiter fahren zu wollen.
Die Busfahrt begann wie jede andere, nur dass sich der Bus bald über eine Einspurige Schotterstraße durch die Berge kämpfte, während man zusah wie der graue Staub zu rotem Lehm wurde und die wenigen Sträucher zu dichtem Urwald: Wir verließen das Hochland und begaben uns in das Amazonasvorland. Mitten auf einer dieser eineinhalbspurigen Lehmstraßen inmitten des Urwaldes hielt der Bus an, der mitfahrende Mechaniker verschwand unter dem Bus und verband irgendwelche Bauteile mit Gummis, Bandmaterial und zuletzt mit Draht, und dann ging es weiter. Der Halt für’s Mittagessen verpasste uns die nächste Magen-Darm-Geschichte (das darin enthaltene Ei war wohl schuld) und eine Straßensperrung aufgrund von Bauarbeiten führte endgültig zur vierstündigen Verspätung mit der wir in Yacuiba ankamen.
Die Nacht verbrachten wir in einem mäßigen Hotel in Yacuiba, während Ben sich in der Nacht mehrere Male oben und unten heraus entleerte – er hatte auch wesentlich mehr vom Mittagessen gegessen.
Am Morgen kauften wir das zu unserem Erstaunen sehr günstige Bahnticket und realisierten erst später dass alle Informationen, die wir hatten nicht zusammen passten: Die Abfahrtszeit der Bahn, die Fahrtzeit, der fehlende angekündigte Andrang beim Ticketverkauf, die fehlende Auswahl an Sitzklassen, der niedrige Preis und nicht zuletzt die ganzen Kartoffelsäcke auf dem Bahnsteig. Nach weiteren Erkundigungen zogen wir den Schluss, dass die Verbindung zusammengestrichen wurde und nun nur noch ein Frachtzug mit einem Personenabteil existiert. Prompt kauften wir ein Busticket für eine viel schnellere und, in einem echten Cama-Bus, auch bequemere Reise nach Santa Cruz. Als wir zur Abfahrt des Zuges am Bahnhof vorbeischlichen bestätigte sich unsere schlimmsten Befürchtungen, die Bahn bestand hinter der Rangierlock aus zwei Güterwagons und ein Personenwagon aus den 50er Jahren. Bei sieben Stunden Fahrtzeit mehr als mit dem Bus waren wir über die verschwendeten 4,80 EUR pro Person nicht böse, nur froh doch noch den besseren Weg gewählt zu haben.
So kamen wir über Umwege in Santa Cruz an, wie in Bolivien üblich um 6:00 Uhr morgens.