Delhi & Agra

20111027.120421.IMG_8485Vor Delhi wird gewarnt, es sei viel zu laut und dreckig, es gäbe nichts zu sehen und die Kleinkriminalität nehme Überhand. Wir können dies so nicht bestätigen. In den Tagen, die wir für das laute und dreckige Delhi hatten, haben wir viele interessante Dinge gesehen, erlebt und gegessen. Und außer, dass wir bei den Rikschafahrern trotz zäher Verhandlungen noch immer zu viel zahlen, ist uns nichts abhanden gekommen.

Delhi, India

In Delhi laufen viele Kulturen zusammen und entsprechend chaotisch ist die Stadt gewachsen. Es gibt ein Old Delhi, ein New Delhi und zwischendrin unzählige Stadtteile, die sich gar keiner Beschreibung oder Abgrenzung fügen. Unterschiedliche Religionen beanspruchen unterschiedliche Stadtteile für sich, es entstanden viele Armenviertel und wenige schwer bewachte Spielwiesen für Reiche. Wirklich wohl fühlten wir uns nirgends, mit einer 1000 EUR Kamera durch ein Viertel zu laufen, in denen die Menschen dauerhaft hungern, fühlt sich nie gut an, und der Abend im Monsoon Restaurant in Le Meredien Hotel neben feiernden reichen indischen Familien ließ uns auch ein wenig deplatziert fühlen – egal wie gut das Essen.

Untergekommen waren wir nicht weit von der New Delhi Railway Station, in einem Viertel das vor wenigen Jahren noch hauptsächlich Budgetunterkünfte für Backpacker bot, nun sind es unzählige “Full A/C” Mittelklassehotels. Bei Ankunft in unserem Hotelzimmer fanden wir benutze Bettwäsche und Handtücher vor, auf die Reklamation hin wurde im Schneckentempo und wiederholter Nachfrage für jedes Einzelteil (“you want pillow-case changed too?”) nach und nach alles gewechselt. Als ob es völlig normal wäre, es mal zu versuchen.

Der Kampf mit den Rikschafahrern ist hier besonders unangenehm, denn sie wissen, der nächste Tourist kann wohl noch schlechter den Fahrpreis verhandeln als wir, also winken sie tatsächlich mal ab bei 80 Rupien, auch wenn wir den gleichen Weg schon für 50 gefahren sind und einheimische nie über 30 zahlen würden. Krissi erlebt dies jedes mal als Ausbeutung und ärgert sich, Ben rechnet immer in Prozent der Gesamtkaufkraft und freut sich über das Schnäppchen.

In Delhi suchten wir die Jama Masjid auf, die größte Mosche Indiens. Das gewaltige Grundstück kann bis zu 25.000 Gläubige aufnehmen, und so beeindruckend das Gebäude vom Fernen wirkt, so typisch unspektakulär sind die Gebetsräume im engeren Sinne. Viel spannender fanden wir die Gassen um das Gotteshaus herum, wo viele Frauen in mehr oder minder kompletter Verschleierung leben und man auch einige traditionell gekleidete Männer sieht. Tolles Essen gab es hier, ein so leckeres gerilltes Hühnchen wird uns wohl so schnell nicht mehr begegnen.

Beeindruckend waren auch Humayun’s Mausoleum und die Gärten drum herum. Gebaut zu Ehren eines der Großmogule steht hier ein verhältnismäßig einfaches Gebäude (für ein königliches Mausoleum) das viele architektonische Ideen ausprobiert bevor diese für das Taj Mahal weiterentwickelt wurden. Besonders die Gartenanlage lädt zum Verweilen ein, mit großen Grünflächen, Springbrunnen, Wasserrinnen und schattenspendenden Bäumen.

Da es uns nicht gelang eine Zugverbindung von Varanasi nach Agra zu buchen und erst später nach Delhi weiterzufahren, mussten wir Agra als Tagesausflug aufsuchen. In Agra steht unter anderem das Taj Mahal, und wenn man in Indien war, sollte man dies gesehen haben. Es ist wirklich eines der schönsten Gebäude der Welt. Die Form, die Symmetrie, die Farbe, die Verzierungen – alles gebaut von Shah Jahan um seiner bei der Geburt ihres dreizehnten Kindes verstorbenen Ehefrau eine Ruhestätte zu errichten. Das Spiegelbild aus schwarzem Marmor, welches der Großmogul als seine eigene Ruhestätte geplant hatte, wurde nie gebaut, wenn auch die Fundamente bereits in Arbeit waren, und so zerstört nun das Grab des Bauherren die perfekte Symmetrie, da es neben dem mittig aufgestellten Grab seiner Frau steht. Des weiteren besichtigen wir im Rahmen des 15 Stundentages Agras Rote Festung und das Akbar-Mausoleum.

Für Delhi und Umgebung könnte man sicher noch einige Tage mehr einplanen und wir freuen uns auf den Transittag, den wir auf dem Weg von Pushkar nach Kalkutta haben. In den letzten Stunden unseres Delhiaufenthalts geschah dann das, was geschehen musste, dies es aber nicht besser macht: Oli musste gehen. Wir haben die Bereicherung fast vier Wochen lang mit ihm reisen zu dürfen sehr genossen, besonders der Sanctuary Trek wäre ohne ihn nicht das Gleiche gewesen. Danke Oli, vielen vielen Dank!

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