Angesichts der expeditionstauglichen Kleidung der koreanischen Wanderer (Vollköperfunktionskleidung, Wanderstöcke, Rucksäcke, Safarihüte, Handschuhe, Gesichtsmasken, usw.) hätte man meinen können, der Songnisan Nationalpark wäre ein weitgehend unerschlossenes Gebiet. Nicht ganz. Die “Gipfel” (1058 m) waren mit Aussichtsplattformen und hinaufführenden Stahltreppen ausgestattet und Restaurants waren nie weit entfernt (keine 30 Minuten Wanderung ohne Schlemmergelegenheit). So kamen wir uns, in normalen festen Schuhen und Baumwoll-T-Shirts, genau richtig gekleidet vor. Der erreichte Ausblick war ebenfalls wie ein gutes Baumwoll-T-Shirt: nett, aber kein Grund für Jubelschreie – dabei sollte der Park einer der schöneren in Korea sein.
Sangju-si
Diesem Erlebnis vorausgegangen war eine knapp vierstündige Busfahrt von Seoul und die erste Übernachtung in einem traditionellen Yeogwan, einer Art Berghütte. Hier schläft man auf zwei Decken auf dem Ondol-Boden, ein Boden mit Fußbodenheizung. Schon seltsam, auf dem harten Boden zu liegen, mit nichts außer zwei Decken drunter und potentiell einem Laken drüber, dafür aber Fußbodenheizung zu haben. Genau so spärlich wie die Möbel in dem 30 EUR teuren Zimmer (leer, kein einziges Möbelstück) waren auch Bad und Dusche: ein unverputzter Betonboden und ein Schlauch mit kaltem Flusswasser. Das von der Ehefrau des Besitzers gekochte Bibimbap (ein typisches Reisgericht, welches bei jedem Koch komplett anders schmeckt) war jedoch vorzüglich, riesig und günstig.
Da Ben in der zweiten Nacht, nachdem es ihm auf der Wanderung irgendwie nicht ganz gut ging und Krissi anmerkte, er sei ein wenig blass um die Nase, massiven Schüttelfrost entwickelte, machten wir uns nach einer zweiten schlaflosen Nacht (die erste war schon aufgrund des harten “Bettes” nicht wirklich erholsam gewesen) auf den Rückweg nach Seoul, wo unser erst für den darauffolgenden Tag reserviertes Hotel bereits ein Tag früher ein Zimmer für uns hatte. Vielleicht hat es das Antibiotikum schneller gerichtet als man gucken konnte, aber das Fieber kam nicht wieder und Ben ging es im Verlauf der nächsten 36 Stunden immer besser.
Eine Antwort auf Ein Tag in der unberührten Natur