Das Mekong Delta, welches heute zu Vietnam gehört, ist ein sanfter Übergang von Kambodscha nach Vietnam: lange Zeit von den Khmer besiedelt und heute auch noch zum großen Teil durch Khmer Einflüsse geprägt, wird die Region von vielen Kambodschanern auch heute noch “Unteres Kambodscha” genannt. Und dennoch, ist es auch nicht einfach eine Fortsetzung von Kambodscha, es ist komplexer als das, spannender.
An Giang Province, Vietnam
Ninh Kiều, Cần Thơ, Vietnam
Tiền Giang Province, Vietnam
Die Menschen im Delta leben mit dem Fluss, auf dem Fluss, in dem Fluss, durch den Fluss, vom dem Fluss… das Leben ist der Fluss. Er bringt nicht nur Wasser für die Landwirtschaft, sondern ist Quelle für Fische und Pflanzen, ist Handelsweg und Reiseroute, Wohnort und Arbeitsplatz. Ein Teil der Menschen lebt in Booten oder schwimmenden Häuser, züchtet Fische und Krabben in Netzen unter den Häusern, fahren Ananasladungen auf Hausbooten in die Städte und verkaufen ihre Waren auf schwimmenden Märkten, ein filigranes System von Groß-, Mittel- und Einzelwarenhändlern bietet vielen Menschen einen (bescheidenen) Lebensunterhalt. Und auch wer nur sehr indirekt mit dem Fluss zu tun hat, hofft jedes Jahr von Neuem die Regenzeitflut möge nicht die Stelzen unter seinem Haus überragen.
Leider erlebten wir das Allermeiste als Pauschaltourist. Denn auch wenn es möglich ist als Individualreisender von einem Ort zum anderen zu kommen, so war uns dies in der verbleibenden Zeit nicht möglich (wir hätten stets an einem Ort zwei mal übernachten müssen, denn zwischen Besichtigungen hätten wir immer einen ganzen Reisetag einplanen müssen). Und so entschieden wir uns, das Ganze als gebuchte Tour zu machen, immer in einer Gruppe von Touristen unterwegs, die von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit transportiert werden und für die alles vororganisiert ist, inklusive Unterkünfte und sogar ein Essen.
Es war das erste mal in knapp elf Monaten, dass wir nicht selbst entschieden, wo wir schlafen würden… eine schreckliche Erfahrung. Nach einem durchaus annehmbaren ersten Hotel in Can Tho war jenes in My Tho so weit vom Stadtzentrum entfernt, dass es uns ohne Motorradtaxis nicht möglich war das Zentrum zu sehen (und vor diesen haben wir zuviel Respekt, als sie – insbesondere ohne Helm – nutzen zu wollen). Trotzdem erlebten wir spannende Dinge und aßen das wohl beste Grillhähnchen (oder war es Ente?) am Straßenrand auf Plastikhockern sitzend.
Die Besichtigungen und Bootsfahrten mit zehn bis 44 anderen Touristen waren für uns ein Graus, und für die besichtigten Menschen sicherlich belastender als Individualreisende, die wir sonst darstellen, uns war es regelrecht peinlich die Einheimischen mit unserer (Reisegruppengroßen) Präsenz zu stören. So manch ein Gruppenreisender bereitete einem echtes Unbehangen: ein Deutscher mit Bierbauch und weißem T-Shirt trug unten herum nichts anderes als eine Nadelstreifenunterhose (evtl noch Badehose, doch die Nähte sahen nicht danach aus). Würgs.
Ein Großteil des letzten Tages verbachten wir in einem Fabrikverkauf nach dem anderen. Es blieben stets mindestens zwanzig Minuten Zeit die Waren zu kaufen, dessen Produktion in einer halben Minute erklärt wurde. Das grausigste in dieser Hinsicht war die Kokosnusssüswarenfabrik: hier arbeiten Kinder bei der Verpackung der Bonbons. Natürlich ist dies leider nichts ungewöhnliches, aber sollte so ein Betrieb von den Touristen profitieren, die einen völlig überhöhten Preis für die Süßigkeiten am betriebseigenen Verkaufsstand bezahlen?
Nie wieder Pauschaltourismus.
3 Antworten auf Pauschaltourismus im Mekong Delta